Anti-Italienism – Zwischen den Welten – Teil 3

Im letzten Artikel ging es darum, dass es wichtig ist, weiterhin an den Deutsch-Italienischen Beziehungen zu arbeiten und Spannungen abzubauen. („Italien mag doch jeder“).

Heute soll es darum gehen, welche Faktoren dazu beigetragen haben, dass überhaupt so ein angespanntes Verhältnis entstanden ist.

Nicht auf jeden Aspekt kann eingegangen werden (Antike usw). Auch ist dies kein Geschichtsmagazin. Jedoch kann sich ein Überblick verschafft werden, wenn sich z.B. USA und Nachkriegsdeutschland anschaut werden und wie mit Immigrierten umgegangen wurde.

„I have to get to America“

Wer kennt den Film „Titanic“ nicht?

Es gibt Jack Dawson – aber auch Fabrizio De Rossi, seinen italienischer Freund.

Die Figur ist mit vielen Klischees belegt, darunter z.B. dass Fabrizio sein Leben dem Glück anvertraut, nicht ehrenhaft arbeitet und rastlos in der Welt rumreist. Jack hingegen wäre heute vielleicht der typische Backpacker, wird aber als positiv dargestellt.

Direkter Vergleich: Jack wird als ein aspiring artist dargestellt, ausgeleuchtetes Gesicht. Fabrizio in stereotypischer „laid back“ Pose, sein Gesicht im Schatten. (Q: Titanic, James Cameron, 1998)

Fabrizio steht für Etwas, was im Film eher eine Nebenrolle spielt:

Die Immigration nach Amerika in 1900.

Und damit Motive, Schwierigkeiten, Hürden sowie Gefahren der Einwanderung.

In den 90ern, also zu meiner Schulzeit wurden solche Themen gemieden oder in etwa genauso schnell abgehandelt, wie im Film.

Ich kann mich noch an die Bilder im Schulbuch erinnern, wo immer nur Ankünfte am Hafen von NY gezeigt wurden und mit entsprechender Bildunterschrift das Machtverhältnis verstärkt wurde: USA barmherzig, Migrant*innen schmutzig.

Das Nicht aufarbeiten durch Bildungsinstitutionen dieser Themen bzw. das einseitige Berichten der priviligierten Seite führte zu noch mehr Stereotypen, Ignoranz, Abgestumpftheit, Unverständnis, Angst.

Und so wurde ich auch angesehen.

Hingegen die Geschichte der Deutschen Einwanderer nach Amerika wurde und wird immer noch ganz anders medial dargestellt (Bsp: Fotos von „anpackenden“ Menschen, Hände-in-die-Hüften-Pose Fotos usw).

Italien? Actionfilm oder Urlaubsromanze bitte!

Auch die Unterhaltungsbranche fand schwer Zugang bzw. entsprechende voices wurden und werden immer noch nicht gefördert.

Das liegt in einem in der Erwartung:

Mit Italien assoziiert man andere Filmgenres und Stimmungen.

„Mafia-Action“ oder Urlaub.

Da passen bspw. Dramen über die erschwerte Einreise und Aufenthalt sowie das Leben in USA (aber auch D) nicht so wirklich rein.

Weil das immer weh tut. Also denjenigen, die sich mit eigener Geschichte auseinander setzen müssten.

I have to get to America

Der Film Titanic, ist sicher nicht das beste Beispiel, für solch eine Repräsentation.

Es geht um einen Luxusliner der zwar viele Passagiere hatte, die migrieren wollten (und für das Ticket alles verkauften, was sie hatten) – aber wie schon erwähnt: Es gibt „foreign movies“ ja, aber fehlt an Hollywood Alternativen, in denen italienische voices mehr als 1 Satz haben.

Fabrizio hatte sogar eine love story, sie wurde aber herausgeschnitten und als nicht wichtig genug erachtet.

Zusätzlich gab es für ihn ursprünglich auch noch 2 unterschiedliche Endszenen.

In einer, der nicht im Kino gezeigten, war sein letzer Satz:

„No, no, you don’t understand, I have to get to America“.

Auch diese wurde heraus geschnitten. (Hier ist das interessante Interview).

Der Cut is nahezu symbolisch.

Bürgerkrieg, Hungersnot, Missbrauch

Auch wenn es in Titanic den Anschein macht:

Gründe für Immigration waren nicht immer nur „bessere Arbeit“.

Gerade in Italien war die Lage extrem schlimm (Hunger, Feudalgesellschaft usw.), was bis heute nicht aufgearbeitet wird.

„The causes are complex, and each hopeful individual or family no doubt had a unique story. By the late 19th century, the peninsula of Italy had finally been brought under one flag, but the land and the people were by no means unified. Decades of internal strife had left a legacy of violence, social chaos, and widespread poverty. The peasants in the primarily poor, mostly rural south of Italy and on the island of Sicily had little hope of improving their lot. Diseases and natural disasters swept through the new nation, but its fledgling government was in no condition to bring aid to the people.“

Immigration and Relocation in U.S. History

Tabuthemen werden immer noch umgangen:

„Women like my great-great grandmother Vita Gallitelli came to America for more than simply a better job. Subject to the whims of their padroni — the men who owned the feudal land upon which they toiled — Italian women were commonly the victims of institutionalized, systematic rape. There was a practice known as “prima notte” that allowed the landowner to sleep with the virgin bride of his worker, which extended into the 20th century.“

When America Barred Italians, NY Times

Die Hoffnung auf ein besseres Leben war groß, die Einreise nach USA gefährlich.

Trotzdem – geschah sie freiwillig.

Dieser Unterschied ist wichtig.

Eine Einreise fand nicht z.B. durch systematische Entführung und Sklaverei wie bei BIPoC statt.

Feindlichkeiten in den USA

Gleich bei Ankunft waren Italiener*innen Vorurteilen ausgesetzt, die sich auf Theorien von Cesare Lombroso stützen:

He (…) came up with a description that matched the description of most of the immigrants coming over at the time: short, dark, hairy, big noses and ears. He compared them (Anm: Italians) to lower primates and said they were more likely to commit violent crimes when they arrived in the United States than immigrants from Germany, Norway, Austria, Sweden, England and every other European country.

When America Barred Italians, NY Times

(Wait a second! Ein Italiener hat das damals gesagt? Antwort: Ja, Italiener*innen sind weiß und obwohl sie zB in USA und anderswo Diskriminierung erfuhren können sie selbst rassistisch sein)

Weiterhin galten Italiener*innen laut US-Presse als:

Ihnen wurden Stereotype und Klischees zugeordnet, die ihr auch hier findet, darunter vor allem das nicht zivilisiert sein.

Diese Aussagen waren sogar in großen Zeitungen in den USA zu lesen und sollten die mass immigration durch Italiener*innen stoppen. Darunter nicht Klatschzeitungen, sondern vor allem die NY Times, Washington Post usw.

Das sowieso schon skeptische gesellschaftliche Bild gegenüber Italiener*innen kippte durch diese mediale Beeinflussung somit immer mehr ins Feindliche.

Fakt ist auch, dass der entstandene Hass der Gesellschaft damals z.B. zum New Orleans lynching führte. Und der kam von der amerikanischen „Mitte“ heraus.

Wie ein Wort das Bild prägte

Italiener*innen, vor allem Sizilaner*innen, bekamen das Schimpfwort „Dago“, was sie zu einer eigenen, niederen race machen sollte, was sogar bei Anhörungen im Kongress so erörtert wurde:

During a Congressional hearing in the 1890s, a member of the committee asked a construction boss,

„You don’t call an Italian a white man?“

„No sir“, the boss replied, „An Italian is a dago“

Dieser ethnical slur wurde immer geläufiger und prägte so das Bild:

“More, as of the Italians so engaged the majority are from Sicily, the Dago is Sicilian. Caeum non animan mutant. I regret to say that “Dago” is by no means a pet name. The ways of the Dago are dark.”

https://diaryofacaliforniatransplant.wordpress.com/2018/04/25/metrolink-adventure-italian-american-museum-of-los-angeles/

Der Hass fußte auf der Ideologie der Separation. Es war nicht lange her, dass Sizilianer*innen begannen, auch auf den Plantagen zu arbeiten, in Unterkünften mit PoC lebten und die communities sich mischten.

„Mississippi was a racially conscious society, and Italians were sometimes dismissed as second-class citizens because their skins were darker than those of whites of northern European ancestry. The Italian immigrants who were tenant farmers were downgraded because they did the same work as blacks, who were at the bottom of the social scale.“

Italians in Mississippi

Auch Italiener*innen mit hellerer Haut, die aber bestimmte Gesichtsmerkmale hatten, die oben erwähnter Lombroso ins Spiel gebracht hatte, (heute leider immer noch ideologisch gebraucht: südländischer Typ) zählten darunter.

Sugar Mill payday, 1900, a racially and ethnically mixed work force“ The New South and the New Immigrant, Part 2

Der Gedanke an eine Art Community unter der damaligen Minderheiten und Einwander*innen, muss erst noch akzeptiert werden.

Auch dieser Punkt wird in Hollywoodfilmen oft ausgeblendet.

Grund ist, weil oft in der ausschließlich weißen Perspektive erzählt wird (white producers, writers etc.) und oft auch kein „Bedürfnis“ besteht (Grund z.B. Fokussierung auf Hollywood trauma fetish) oder auch von italienischer Seite aus dies nicht aufgearbeitet wird. Dazu gehört zwar die Diskriminierung aber ebenso auch die eigenen Kolonien, Mitverdienst an Plantagen, Geschäften mit Amerikaner*innen usw.

Nachteile und Privilegien

Italian Americans were not exempt from the classic racism to minorities that the US knows and loves. (…) Even educated and skilled immigrants couldn’t get non-labor jobs.

Italian-Sicilian Immigration around the 1900’s and it’s effect on American society

Die rassistische Einteilung „white – colored – Italian“ diente dazu, auch Italiener*innen weniger bezahlen zu müssen für gleiche Arbeit und sie so an Aufstiegschancen zu hindern.

https://artsandculture.google.com/exhibit/dago-italian-american-museum-of-los-angeles/3AJigyt4JBtlIw?hl=en
Es gab Versuche, Italiener*innen als race darzustellen und deswegen wurden Italiener*innen ermordet. Jedoch war dies temporär und auch nicht überall und bei Jedem so (ca. 1880-1950 in den USA). Was man aber sicher sagen kann: Es folgten Diskriminierung, Romantisierung und cultural appropriation sowie neue Feindbilder in den US.

Gehaltstabellen wie diese sind ohne weitere Recherche irreführend und dürfen nicht aus dem Kontext gerissen werden.

Es ist Fakt, dass Italiener*innen ebenso in Armut lebten, unterbezahlt waren und alles dafür getan wurde, sie noch mehr zu separieren. Es ist auch Fakt, dass Italiener*innen bei einem „White only“ Ladenschild den Laden nicht betreten durften.

Je nach Region und sogar Viertel wurden manche Italiener*innen nicht als weiß angesehen, selbst wenn sie hellere/olive Hauttöne hatten.

Es ist wichtig, diesen Teil der Geschichte nicht zu ignorieren, da es reale Erfahrungen von Italiener*innen auslöschen würde. Auch gibt es dazu zwar Berichte, jedoch sind die meisten Zeug*innen bereits verstorben und das mediale Interesse ist nicht so hoch, um dieser schlimmen Zeit der Geschichte die Aufarbeitung zu bieten, die sie verdient.

Was bleibt sind die Aussagen der Aufzeichnungen, aus denen wir zumindest sehen können, wie selbst im US-Gericht über Italiener*innen gesprochen wurde.

Trotzdem waren diese Vorfälle nicht Standard und „in Stein gemeißelt“. Das alles kann nicht repräsentativ für die Ungerechtigkeit, Misshandlung, Sklaverei stehen, die hingegen BIPoC erleiden mussten und auch 1895 noch erlebten.

Und das geschah ebenso durch die Italiener*innen, eben daheim in Italien. Weswegen Italiener*innen keine Minderheit darstellen, sondern als colonizer agierten durch die Geschichte. Das heißt nicht, dass italienische, spanische, portugiesische Einwanderer*innen in den USA es nicht schwer hatten. Nochmal: Das zu behaupten würde ca. 30-50 Jahre des oben genannten auslöschen.

Aber in Relation gesehen ist das Nichts, was eine bspw indigene Person auch zu diesen Zeiten in den USA durchmachen musste und bis ins Jahr 2021 noch muss. Selbst WENN sie in Amerika geboren ist, ja selbst wenn ihre Vorfahren noch vor den settlers da war.

Bspw. konnte damals ein immigrant, z.B. mit hellerer Haut, in der Menge mit erworbenem gutem englischem Spracherwerb untertauchen. Sprich nicht mehr so stark Angriffen und Vorurteilen ausgesetzt sein, was sich dann auch auf die Arbeits- und Wohnungssuche auswirkte.

BIPoC wurden und werden heute noch trotz sämtlicher Qualifikationen abgelehnt.

Des weiteren verfolgt und ermordet und die Täter*innen nicht verurteilt.

Das ist nur ein Beispiel von vielen.

Privilegien von white und white-passing werden in einem Folgeartikel besprochen werden.

Nie sollten die gemachten Erfahrungen von BIPoC gleichgesetzt werden.

Italiener*innen durften sogar damals nach einiger Zeit z.B. auch Land kaufen, bebauen und später Arbeiter*innen einstellen.

Durch die Diskriminierung dauerte das natürlich länger – gerade der Süden wie Mississippi und die Verfolgungen durch den KKK (Sizilianer*innen und Ital. Katholiken.) dürfen nicht vergessen werden.

Einwander*innen begegneten man in den USA mit Skepsis, egal von welchem Land sie kamen.

Es gab aber Unterschiede ob sie

  • offiziell als Einwander*innen kamen, aber Opfer von Menschenhandel wurden
  • Englisch sprachen/verstanden (z.B. Irische Einwander*innen)
  • eine andere Sprache sprachen und bereit waren, diese abzulegen
  • welchen Glauben sie ausübten/welcher Konfession sie angehörten
  • alleine kamen oder mit Familie
  • welches Geschlecht sie hatten (Stereotyp Mann = Arbeitskraft, Soldat)
  • bereit waren, für wenig Verdienst und zu unmenschlichen Verhältnissen zu leben
  • usw.

Der Konkurrenzkampf innerhalb migrant communities, die sich bis dato evtl. noch geholfen hatten, wurde aufgrund dieser Kriterien, die Rechte befeuerten, nur noch stärker.

Aufgeben der Kultur und Identität

Italienisch wurde in 1935 in USA angesehen wie Japanisch, da beides die „Sprache der Feinde“ war.

Um die Kriegsstimmung weiter anzutreiben, wurden ethn. Studien (Italien als Zentrum des diverse heritage) mit Ideologien und Rassismus vermischt:

Washington Post bezeichnete Sizilianer*innen bspw. als “degenerate spawn of the Asiatic hordes.” 

Italiener*innen durften ihre Sprache nicht in Ladengeschäften benutzen.

Dafür gab es extra Verbotsschilder.

Manche Italiener*innen heirateten Amerikaner*innen und genossen so mehr Akzeptanz, das kam jedoch erst später vor. Die Dunkelziffer von Missbrauch der Arbeiter*innen (z.B. Haushaltshilfen) muss hoch sein. Gerade sie hatten ja weder medizinische noch juristische Hilfe und schon gar nicht den Status, dass man ihnen glaubte.

Oft führte das dann zu Ablehnung in der eigenen Heimat, zu der sie die Verbindung verloren und auch nicht mehr zurück konnten.

Dies führte dazu, dass die amerikanische Gesellschaft italienische citizens dazu drängte, ihre Identität und Kultur (auch: religion) abzulegen, um von „dago zu white“ zu kommen.

Das Interesse galt dabei natürlich denen, die z.B. im Krieg für die US gekämpft hatten oder vor allem dies noch tun sollten.

Dies war keine allzu freie Entscheidung, denn die Alternative war oft die Ausweisung.

Italienische Flüchtlinge, die dem regime im eigenen Land entkommen wollten, schon länger in den USA lebten und Kinder dort hatten, wurden plötzlich verhaftet oder ermordet, wenn sie sich weigerten. Ältere, die Tests aufgrund von Sprachbarrieren nicht bestehen konnten, mussten die USA verlassen.

Selten gab es Anlaufstellen für die Menschen. Es bildeten sich Viertel wie Little Italy, in denen sich Landsleute vernetzen, zunächst vor allem bei Krankheit (Tuberkulose) versuchten Hilfe gegenseitig anzubieten und später dann Jobs.

“The painful experience of social rejection taught the newcomers to transcend their family clannishness and to join with other families from the same province in the home country, who shared the same dialect and patron saints, in order to find personal security in the strength of the group.”

https://digitalworks.union.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1834&context=theses

Erst viel später (Amerikanisierung Italo-Filme) wurde Italien und Italienisch als etwas nicht Schlechtes angesehen. Heute gilt man als kultiviert, wenn man Italienisches essen macht oder die Sprache kann.

Doch die Wunden sind tief und die wenigsten möchten diese Geschichten hören.


„For many, the humiliation, fear, and shame persisted even after the war, causing irreparable damage to the preservation and transmission of Italian culture, especially the Italian language, to future generations.“

Dago! A History of Anti-Italianism 

In Deutschland

Wer das besondere Verhältnis zwischen Italien und Deutschland in weit zurück reichender Zeit interessiert, der kann z.B. bei der Serie Barbaren reinschauen. Dies ist sehr lose erzählt, jedoch herrschte schon dort die Geschichte des „Verrats“, was sich immer noch so festhält.

Dass Italien von den Nationalisozialisten in D zum Verräter erklärt wurde (Kriegsautritt), ist noch gar nicht so viele Jahre her:

Aus Waffenbrüdern wurden von einem Tag auf den anderen Kriegsgegner – ein Erfahrungsbruch wie es ihn während des Zweiten Weltkrieges sonst nirgendwo in dieser Form gegeben hat. Die Erfahrung faschistischer Solidarität wurde von der plötzlicher Gegnerschaft abgelöst und überlagert.

https://www.villavigoni.it/contents/files/Abschlussbericht.pdf Deutsch-italienische Historikerkommission

Tief im Bewusstsein, schwang dieser Verrat überall mit:

„Die persönliche Verbitterung über das Verhalten ‚der’ Italiener, deren Motive für den Waffenstillstand man nicht verstand oder nicht verstehen wollte, (…) – ein Volk, das durch seinen ‚Verrat’ gezeigt habe, dass es nie zu größerem bestimmt gewesen sei.“

Für Landser waren Italiener ein „Schweinevolk“

Was auch 100 Jahre später noch zu spüren war:

In Gegensatz zum Topos der „Italiensehnsucht”, die der deutsche Tourismus seit den 1950er Jahren befördert hatte,[25] trug gerade die anfängliche Isolierung der ausländischen Arbeitnehmer dazu bei, dass in der öffentlichen Meinung sowie der nationalen und lokalen Presse vor allem die negativen Stereotype über die italienischen Arbeitskräfte genährt wurden.  Sie galten als „unordentlich”, „heißblütig”, „Frauenhelden” und „infantil“.

https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/259001/italienische-zuwanderung-nach-deutschland

Gerichtsverfahren, die für Entschädigung der italienischen Militärinternierten plädierten (und scheiterten), zogen sich noch bis 2009.

Die Kriegstraumatas sind nicht überwunden. Ebenso wenig wie eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte sowie das Zuhörer von Betroffenen.

Italien ist nicht besser

Auch in Italien, in denen man gerade aufgrund dieser Einwanderungsgeschichte Parallelen zur heutigen Situation ziehen kann (Armut, Aussicht besseres Leben, regime und Hungersnot entkommen), fehlt es an Bereitschaft zum Verständnis und der Empathie, sowie eigenem Rassismus, der ähnlich wie in Deutschland, nicht aufgearbeitet wurde.

Während z.B. in den USA Italiener*innen schlimme Lebens- und Arbeitsbedingungen vorfanden, reiste zeitgleich die Völkerschau durch Italien. Angetrieben von Kolumbus (geb. in Italien) fand diese rassistische Vorstellung seinen Gipfel in Menschenzoos, in denen außereuropäische Menschengruppen zuerst für diesen Zweck entführt und dann vorgeführt wurden.

Rassengesetze und Konzentrationslager gab es bis 1945, jedoch findet die Holocaustleugnung und Antisemitismus noch heute auch in Italien statt und nimmt sogar zu.

Rechte Parteien wie Fratelli d’Italia die sich wieder auf Musollinis ideologischen Aussagen berufen (u.a. Caio Giulio Cesare der Mussolini Urenkel ist), werden immer lauter und der Hass gegen BIPoC ist immens.

Selbst einer der bekanntesten italienischen Nationalspieler, Balotelli, der in Italien geboren ist, wird regelmäßig angefeindet („Fans“: “There are no black Italians“). Fällt das Privileg eines Profifußballers weg, was ja die wenigsten haben, wird es besonders schlimm:

Migranten trifft es besonders hart und auf politischer Ebene wird alles versucht diese als Feindbilder darzustellen.

Backed up by TV images of overcrowded boats being rescued off Italian shores, Northern League politicians portray migrants as invaders coming to steal jobs – rhetoric that neglects Italy’s history as a country of immigrants to North and South America in the 19th and 20th centuries.

Insight: African immigrants use films and books to fight Italian racism

Des weiteren sind jetzt in der Corona Krise z.B. in Italien ostasiatisch gelesene Personen noch stärker solchen Angriffen ausgesetzt wie bisher.

Auch wenn es dort speaker gibt, Organisationen, Aufklärungsarbeit geleistet wird – ist die Einstellung immer noch ablehnend.

Der Hass gegen die asiatische Diaspora ist ebenso vorhanden wie die Anhänger für Trump:

Italian-Americans who today support the president’s (Anm: damals Tump) efforts to keep Muslims and Mexicans out of the country need to look into their own histories — and deep into their hearts. After all, they’re just a couple of generations removed from that same racism, hatred and abuse.

When America Barred Italians, NY Times

Gerade in so einem Artikel fällt auf, wie Geschichte sich ohne Aufarbeitung doch wiederholt.


In den folgenden Artikeln soll es um persönliche Erfahrungen gehen, die nach beschriebenen Zeiten gemacht wurden, um die Diskriminierung heute einzuordnen.

Außerdem wird es um Themen wie: White Passing, Halb/Halb, Latina oder nicht?, Klischee Mafia usw. gehen.

Alles mit dem Ziel, sich mit meiner Herkunft und Identität auseinander zu setzen und dabei selbst gemacht Erfahrungen auszusprechen, sie zu teilen und gleichzeitig dabei zu sehen, welche Privilegien genossen wurden.

Hier sind die vorherigen Artikel:


Bitte kontaktiert mich, wenn ihr grobe Fehler entdeckt/ Sensitivity reading Verbesserungsvorschläge habt.

2 Gedanken zu „Anti-Italienism – Zwischen den Welten – Teil 3

Hinterlasse einen Kommentar